Schimmelhemmender Putz
von Daniel Jertz
10.11.2025 | 23:14
Das Wichtigste in Kürze:
- Definition: Schimmelhemmender Putz ist eine spezielle Putzmischung, die aktiv das Wachstum von Schimmelpilzen auf Wand- und Deckenflächen verhindert.
- Typische Anwendungsbereiche: Eingesetzt wird er vor allem dort, wo dauerhaft erhöhte Feuchtigkeit herrscht, etwa in Badezimmern, Küchen, Kellern oder Altbauten.
- Varianten oder Unterarten: Gängige Typen sind natürlicher Kalkputz, Kalkzementputz, Silikatputz sowie bestimmte Lehmputze; alle unterscheiden sich in Bindemittel und Eigenschaften.
- Wichtigste Vorteile: Schimmelhemmender Putz schützt das Mauerwerk, sorgt für ein gesundes, angenehmes Raumklima und unterstützt durch seine Atmungsaktivität den natürlichen Feuchteaustausch.
- Häufig verwendete Materialien / Bestandteile: Hauptsächlich kommen Kalk, Zement, Silikat, Sand und bestimmte mineralische Zusätze zum Einsatz; teilweise werden biogene oder synthetische Hemmstoffe beigemischt.
Inhaltsverzeichnis
1. Was versteht man unter schimmelhemmendem Putz?
Schimmelhemmender Putz bezeichnet spezielle Putzarten für Wände und Decken, die das Wachstum von Schimmel und anderen Mikroorganismen stark erschweren oder sogar verhindern. Die schimmelhemmende Wirkung entsteht durch die materialimmanente Alkalität (hoher pH-Wert), die Feuchteregulierung des Putzes (Atmungsaktivität) und häufig durch zusätzliche pilzhemmende Zusätze. Am weitesten verbreitet sind hier Kalkputz sowie Mischungen mit mineralischen Bestandteilen wie Zement oder Silikat.
Besonders als Kalkputz innen sorgt schimmelhemmender Putz dafür, dass Feuchtigkeit aus der Raumluft aufgenommen und allmählich wieder abgegeben werden kann. Dies verringert das Risiko von Kondenswasser und unterbindet damit eine der Hauptursachen für Schimmelbildung. Schimmelhemmende Putze sind oft diffusionsoffen und unterstützen ein gesundes Raumklima – daher werden sie auch als atmungsaktive Putze geschätzt.
2. Geschichte / Herkunft / Entwicklung
Die Idee, Wände mit schimmelhemmenden Eigenschaften zu versehen, ist keineswegs neu. Schon im Altertum wurde natürlicher Kalkputz wegen seiner konservierenden und desinfizierenden Effekte in Wohn- und Nutzbauten eingesetzt. Die Römer etwa verwendeten Kalkmörtel und erkannten schnell dessen schimmelwidrige Wirkung.
Im Zeitalter der Industrialisierung entwickelten sich verschiedenste Putzarten, darunter Zement- und Gipsputze, doch verlor der Kalkputz nie ganz an Bedeutung – gerade in Altbauten und historischen Bauten gilt er bis heute als Standard. Moderne Entwicklungen ergänzen den Baustoff um innovative Zusätze oder kombinieren alte Rezepte mit neuen Technologien. Das Ziel bleibt gleich: den Putz sowohl schimmelhemmend als auch atmungsaktiv und langlebig zu machen.
3. Anwendungsbereiche
Schimmelhemmender Putz findet überall dort Anwendung, wo eine erhöhte Feuchtigkeitsbelastung zu erwarten ist. Typische Einsatzfelder sind:
- Badezimmer, Duschräume und Wellnessbereiche
- Küchen und Hauswirtschaftsräume
- Waschküchen und Vorratskeller
- Außenwände von Wohn- und Schlafräumen
- Altbauten und denkmalgeschützte Häuser
- Räume mit schlechter Belüftung oder häufiger Taubbildung
Gerade innen sorgt ein Kalkputz für angenehmes Raumklima und nachhaltigen Schutz – sowohl im Neubau als auch zur Sanierung alter Bausubstanz. Im gewerblichen Bereich werden schimmelhemmende Putze gezielt in Schulen, Kindergärten, Hotels oder Restaurants eingesetzt, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen.
4. Varianten / Typen
Unter dem Sammelbegriff „schimmelhemmender Putz“ fallen verschiedene Typen, die sich hinsichtlich Zusammensetzung, Verarbeitung und Eignung unterscheiden. Die wichtigsten werden im Folgenden vorgestellt.
4.1 Natürlicher Kalkputz
Natürlicher Kalkputz basiert fast ausschließlich auf Kalk (hydraulisch oder gelöschter Kalk), Sand und Wasser. Seine hohe Alkalität (meist pH-Wert 12 bis 13) hemmt das Wachstum von Schimmel, Bakterien und Algen effektiv. Gleichzeitig bleibt der Putz hoch diffusionsoffen und nimmt Feuchtigkeit schnell auf, speichert sie und gibt sie transparent an die Umgebungsluft ab. Gerade als Kalkputz innen bietet er in Wohn- und Schlafräumen ein angenehmes und gesundes Klima.
Eigenschaften im Überblick:
- Starke schimmelhemmende Wirkung durch hohen pH-Wert
- Fördert ein gesundes, ausgeglichenes Raumklima
- Lange Lebensdauer, geringe Emissionen
- Geeignet für Allergiker und ökologische Bauweisen
4.2 Kalkzementputz
Kalkzementputz kombiniert Kalk als schimmelhemmenden und Zement als festigenden Bestandteil. Das Resultat ist ein robuster Putz, der sowohl feuchteregulierend als auch widerstandsfähig gegen mechanische Einflüsse ist. Kalkzementputze werden meist in Kellern, Treppenhäusern oder Garage verwendet, wo Feuchtigkeit, mechanische Beanspruchung und hohe Belastung zusammentreffen.
Eigenschaften:
- Gute Schimmelprophylaxe durch Kalkanteil
- Mittlere bis hohe Festigkeit
- Für Bereiche mit höherem Verschleiß geeignet
4.3 Silikatputz
Silikatputz besteht aus mineralischen Bindemitteln (insbesondere Wasserglas, also Kaliumsilikat) und quarzitischen Zuschlägen. Dank hoher Alkalität und dauerhafter Verschmelzung mit dem Untergrund gilt Silikatputz als besonders langlebig und schimmelresistent. Die hohe Diffusionsoffenheit erlaubt es Feuchtigkeit, durch die Wand zu „atmen“.
Eigenschaften:
- Extrem langlebig und beständig gegen UV-Licht
- Hohe Schimmelresistenz
- Besonders geeignet für historische Bauwerke und Denkmalschutzobjekte
4.4 Lehmputz
Lehmputz ist ein altbewährter Putztyp, der ohne chemische Zusätze auskommt. Reiner Lehm hat kaum schimmelhemmende Wirkung, profitiert aber von hervorragenden feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften. Durch spezielle Rezepturen mit alkalischen Zusätzen kann auch Lehmputz schimmelwidrig wirken, eignet sich jedoch nur bedingt für dauerhaft feuchte Räume.
Eigenschaften:
- Natürlicher Baustoff, schadstofffrei
- Exzellente Regulierung der Luftfeuchte
- Nachhaltig, aber für dauerhafte Feuchtigkeit weniger geeignet
Vergleichstabelle Varianten
| Putztyp | Schimmelhemmung | Atmungsaktivität | Typische Einsatzbereiche |
| Natürlicher Kalkputz | sehr hoch | sehr hoch | Wohn- und Schlafräume, Bäder |
| Kalkzementputz | hoch | hoch | Keller, Garagen, Treppenhäuser |
| Silikatputz | sehr hoch | hoch | Denkmal, Fassaden, Altbau |
| Lehmputz (modifiziert) | gut | sehr hoch | Wohn-, Kinder-, Schlafräume |
5. Materialien und Werkzeuge
Die Materialzusammensetzung eines schimmelhemmenden Putzes hängt von der gewählten Variante ab. Im Überblick:
Hauptmaterialien:
- Kalk (hydraulisch oder gelöschter Kalk)
- Zement (bei Kalkzementputz)
- Silikat/Wasserglas (bei Silikatputz)
- Sand, Quarz, mineralische Zuschläge
- Lehm (bei Lehmputz)
- Additive zur Schimmelprävention, z. B. alkalische Zuschläge oder mikrobielle Hemmstoffe
Häufig verwendete Werkzeuge:
- Traufel und Glättkelle zur Anwendung und Strukturierung
- Mischmaschine bzw. Rührquirl
- Reibebrett und Schwammbrett für die Endbearbeitung
- Wasserwaage und Putzschienen zur Ebenenbildung
Bevor der schimmelhemmende Putz aufgetragen wird, muss der Untergrund tragfähig, sauber und leicht angefeuchtet sein. Für die jeweilige Putzvariante gibt es spezielle Grundierungen oder Haftbrücken, die eine gleichmäßige Haftung fördern.
6. Vorteile
Die Verwendung von schimmelhemmendem Putz bietet zahlreiche Vorteile sowohl im Neubau als auch in der Renovierung:
- Effektive Schimmelprävention: Durch hohe Alkalität und Feuchtepuffer verhindert schimmelhemmender Putz Schimmelpilzbefall selbst an kritischen Stellen.
- Optimales Raumklima: Kalkputz oder andere atmungsaktive Putze nehmen überschüssige Feuchtigkeit auf und geben sie dosiert wieder ab.
- Umwelt- und gesundheitsfreundlich: Besonders natürlicher Kalkputz enthält kaum Schadstoffe oder Allergene, gibt kaum Emissionen ab und eignet sich damit auch für sensible Nutzer.
- Langlebigkeit: Mineralische Putzarten sind deutlich haltbarer als organische und müssen nur selten erneuert werden.
- Vielseitigkeit: Für nahezu jeden Einsatzzweck und Untergrund gibt es passende Varianten, vom Badezimmer bis zum historischen Fachwerkhaus.
Überblick Vorteile (Tabelle)
| Vorteil | Beschreibung |
|---|---|
| Schimmelprophylaxe | Hemmt aktiv Pilzbefall durch Alkalität & Struktur |
| Keine Schadstoffe | Eignet sich für Allergiker, wenig Emissionen |
| Diffusionsoffen | Reguliert Feuchtedurchlass optimal |
| Dauerhaft & robust | Lange Lebensdauer, geringe Wartungskosten |
| Nachhaltig/ökologisch | Einsatz natürlicher, ressourcenschonender Stoffe |
7. Mögliche Nachteile / Einschränkungen
Trotz ihrer Stärken gibt es einige Punkte zu beachten:
- Verarbeitungsaufwand: Das Anbringen von schimmelhemmendem Putz, insbesondere bei natürlicher Kalkbasis, fordert Erfahrung und Sorgfalt (z. B. wegen längerer Trocknungszeiten).
- Untergrundanforderung: Nicht alle Putzarten haften auf jedem Untergrund gleich gut; fachgerechte Grundierung ist entscheidend.
- Kosten: Hochwertiger schimmelhemmender oder atmungsaktiver Putz ist im Vergleich zu Gips- oder Standardputz meist teurer.
- Grenzen der Wirkung: Bei massiven Feuchtigkeitsschäden, baulichen Mängeln oder mangelnder Belüftung ist auch der beste Putz überfordert – dann muss immer die Ursache beseitigt werden.
- Spezialzetzen: Manche Zusätze, etwa Biozide, können Allergiker sensibilisieren; diese kommen jedoch bei natürlichem Kalkputz üblicherweise nicht zum Einsatz.
8. Pflege und Langlebigkeit
Schimmelhemmender Putz gilt als sehr pflegeleicht. Wenn sich Staub oder leichte Verschmutzungen bilden, reicht es, diese mit einem trockenen oder nebelfeuchten Tuch zu entfernen. Verzichte auf aggressive, säurehaltige oder lösemittelhaltige Reinigungsmittel, da sie die schützenden Eigenschaften beeinträchtigen könnten.
Achte darauf, dass die Raumfeuchte generell stimmt, und lüfte regelmäßig – besonders nach dem Duschen oder Kochen. Kleinere Risse oder Schadstellen lassen sich mit passendem Reparaturputz leicht ausbessern. Bei korrekter Nutzung und Pflege bleibt ein Kalkputz innen (genau wie andere schimmelhemmende Putze) viele Jahrzehnte funktionsfähig.
9. Fazit
Schimmelhemmender Putz stellt eine bewährte und sichere Lösung zur Vermeidung von Schimmelpilzbefall im Innenraum dar. Ob natürlicher Kalkputz, atmungsaktiver Silikatputz oder spezielle Mischungen – die Auswahl ermöglicht es, fast jede bauliche Herausforderung gezielt und dauerhaft zu lösen. Neben dem Raumklima profitieren auch Bausubstanz, Gesundheit und Wohlbefinden von einem geeigneten Putzsystem. Gerade wenn Du Wert auf Nachhaltigkeit, Wohngesundheit und Werterhalt legst, ist schimmelhemmender Putz die richtige Wahl.
Denke daran: Die besten Resultate erzielst Du immer durch eine Kombination aus geeignetem Putz, fachgerechter Anwendung sowie einer dauerhaften Beseitigung von Feuchtequellen. So bleibt Dein Zuhause dauerhaft frei von Schimmel und sorgt für ein angenehmes, frisches Wohngefühl.
